Die Firma Heidler Strichcode profitiert vom boomenden Versandgeschäft und wächst auch in Corona-Zeiten. Vor 30 Jahren gegründet, leitet heute die zweite Generation den Spezialisten für Versandsysteme erfolgreich.

Quelle: Nürtinger Zeitung, Henrik Sauer

WOLFSCHLUGEN. Vor wenigen Tagen ist in Nürnberg die Messe Fachpack zu Ende gegangen. Für die Firma Heidler Strichcode war die Messe ein großer Erfolg, berichtet Geschäftsführer Mats Heidler: „Es war ein riesiger Andrang. Man merkt, dass die Logistikbranche boomt. Alle wollen sie ihrer Prozesse verbessern.“ Daran hat auch Corona einen nicht unerheblichen Anteil, ergänzt seine Schwester Steffi Heidler, die mit ihm zusammen seit rund drei Jahren das Wolfschlügner Familienunternehmen leitet. Weil sie während des Lockdowns ihre Geschäfte schließen mussten, hätten viele Händler gemerkt, dass sie sich mit ihren Online-Shops besser aufstellen müssen: „Corona hat vielen gezeigt, wo die Schwachstellen in Versand und Logistik sind.“

Heidler Strichcode profitiert von dem boomenden Versandgeschäft an Endkunden. Seit nunmehr 30 Jahren hat sich das Softwareunternehmen darauf spezialisiert, Versand- und Logistikprozesse zu automatisieren und zu optimieren. „Ohne ein gutes Versandsystem wäre es nicht möglich, der steigenden Menge an Paketen Herr zu werden“, sagt Mats Heidler. Manche Kunden verschicken über 100 000 Pakete täglich über die von Heidler entwickelte Software. Mittlerweile gibt es Module für über 280 Paketdienste und Speditionen. Denn auch deren Zahl wächst. Und kaum ein Online-Händler versendet nur über einen Paketdienst.

Die Software sorgt dafür, dass für jeden Versandauftrag das passende Etikett ausgedruckt wird. Dies auch international, denn „jedes Land hat seine eigenen Vorschriften“, so Steffi Heidler. Dazu verkauft das Unternehmen Hardware rund um den gesamten Versandprozess, wie Paketwaagen, Barcodelesegeräte und Etikettendrucker. Als zweites Standbein macht das Unternehmen Volumenmesssysteme, die die Abmessungen von Transportgütern ermitteln. „Auch das wird immer wichtiger, weil zunehmend Paletten nach dem Faktor Volumengewicht abgerechnet werden“, erläutert Mats Heidler. Laderaum werde immer teurer und die Transporteure trachteten im Wettbewerb danach, ihre Kapazitäten optimal auszunutzen. Für die Entwicklung eines optischen Systems zur Volumenmessung, das in zwei Sekunden ein Ergebnis liefert, hat Heidler Strichcode 2015 den dritten Platz beim Innovationswettbewerb des Landkreises Esslingen belegt.

Das Geschäft laufe momentan sehr gut. Umsatzzahlen möchte man nicht nennen, aber man verzeichne in den vergangenen Jahren ein stetiges Wachstum, das in diesem Jahr nochmal exponenziell angestiegen sei. Gerade bei den Unternehmen mit Online-Shops steigen die Aufträge stark an. „Wir konnten viele Neukunden gewinnen und auch bestehende Systeme ausbauen“, berichtet Mats Heidler. Auch Werkzeughersteller und die produzierende Industrie zählen zum Kundenkreis. Unter anderem setzen Apollo Optik, A.T.U., Jack Wolfskin oder Kodak auf die Software aus Wolfschlugen.

Dringender Personalbedarf
Das Wachstum führt dazu, dass man bei dem Unternehmen händeringend nach Personal sucht. 23 Mitarbeiter sind aktuell in Wolfschlugen beschäftigt. „Wir suchen Personal, um dem Auftragsvolumen Herr zu werden, aber tun uns schwer, Leute zu finden“, so Mats Heidler. Als kleines Unternehmen befindet man sich in Konkurrenz zu den großen Betrieben in der Region. Deshalb setzt man auch auf die eigene Ausbildung des Nachwuchses. Vier Azubis gehören aktuell zum Team. In der Corona-Zeit habe man noch einen Lehrling zusätzlich eingestellt. Heidler bildet Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung und für Systemintegration aus.

„Wir hatten in den vergangenen Jahren eine sehr geringe Fluktuation“, berichtet Walter Heidler. Er hat das Unternehmen 1991 gegründet, damals noch in einer Einliegerwohnung in Wolfschlugen. Für den Paketdienst DPD hatte der studierte Nachrichtentechniker damals ein Gerät entwickelt, mit dem die Postleitzahl von Hand erfasst und verschlüsselt als Barcode ausgegeben werden konnte. Daraus entstand dann das Versandsystem mit Schnittstelle zur Kunden-EDV, das seither stetig weiterentwickelt wurde. „Wir haben uns in der Branche einen Namen gemacht“, sagt der Senior, der sich mit 70 vor drei Jahren aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat und sich freut, dass die Kinder Steffi und Mats es so erfolgreich weiterführen.