Strengere Vorschriften ab 2025: Neue Paketkennzeichnung und Kontrollen
Mit der Novellierung des Postgesetzes hat das Bundeskabinett mehrere Anpassungen und Änderungen vorgenommen, die ab Januar 2025 greifen. Eine der Hauptabsichten ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Zusteller. Dazu werden die Paketdienstleister per Verordnung verpflichtet, ihre Subunternehmen stärker zu kontrollieren. Zudem schreibt § 73 vor, dass Pakete mit einem Gewicht über 10 kg und über 20 kg entsprechend gekennzeichnet werden müssen. Pakete, die über 20 kg wiegen, müssen entweder mit technischer Unterstützung oder von zwei Personen zugestellt werden. Was auf den ersten Blick banal erscheint, hat weitreichende Konsequenzen für die Transportbranche und die Versender.
Versteckte Kostenfalle: Wie fehlende Paketkennzeichnungen den Versand teurer machen
Die Kennzeichnung von Paketen ab 10 kg ist mehr als nur eine Formalität. Die Verpflichtung zur Kennzeichnung wird auf den Versender übertragen. Das bloße Aktualisieren der Versandprogramme reicht jedoch nicht aus. Fehlt die entsprechende Kennzeichnung, muss der Transportdienstleister diese nachträglich anbringen, was sicherlich dem Versender in Rechnung gestellt wird. Angesichts der kontinuierlich steigenden Transportkosten und der weiterhin sehr geringen Margen im Transportgewerbe werden einige Frachtdienstleister diese Gelegenheit nutzen, um die Kosten für diese Pakete entsprechend zu erhöhen.
Ungenaue Gewichtsangaben können den Versand deutlich verteuern
Viele Versender haben Gewichte bisher grob angegeben, doch mit der Einführung von Zuschlägen für nicht gekennzeichnete 10-kg-Pakete wird eine genaue Gewichtserfassung zwingend notwendig, um Zusatzkosten zu vermeiden. Das obligatorische Kennzeichnen eines leichteren Pakets mit 10 kg reicht nicht aus, da sonst höhere Staffelpreise anfallen. Dies erfordert Investitionen in Waagen an Packplätzen und Anpassungen in Hardware, Software und Prozessen, was zu zusätzlichem Arbeitsaufwand führt.
Die Verpflichtung, 20-kg-Pakete mit technischer Unterstützung oder durch zwei Personen zuzustellen, beeinflusst die Abläufe der Versanddienstleister erheblich. Zwei mögliche Ansätze sind:
Technische Unterstützung: Es ist unklar, was genau darunter zu verstehen ist, was zu Unsicherheiten bei der Nutzung von Hilfsmitteln wie Sackkarren führt. Das zusätzliche Handling wird vermutlich von Transportdienstleistern als Gelegenheit genutzt, die Preise für Pakete über 20 kg zu erhöhen.
Neuorganisation der Transportketten: Versanddienstleister könnten überschwere Pakete auslagern und eine separate Zustellorganisation mit 2-Mann-Handling schaffen, was neue Geschäftsfelder für schwere Transporte eröffnet. Diese Lösungen werden aufgrund des hohen Personalaufwands voraussichtlich erheblich teurer sein.
Wie Paketverteilung die Kosten senkt, aber Fahrer zusätzlich belastet
In Anbetracht der niedrigen Margen im Versandhandel und der grundsätzlichen
Kostensensitivität im Versand werden die Versender in beiden Fällen bewusst die Gewichtsgrenzen einhalten müssen. Es ist zu erwarten, dass einige Sendungen, sofern möglich, auf mehrere Pakete verteilt werden. Ob es den Fahrer jedoch immer entlastet, wenn er statt eines 27-kg-Pakets drei 9-kg-Pakete zustellen muss, sei dahingestellt. Die Frachtdienstleister werden sich zusätzlich über einen höheren Stoppfaktor freuen, da sie die Transportunternehmer häufig pro Zustellung und nicht pro Paket vergüten. In vielen Fällen werden die Pakete jedoch leichter und handlicher, was die Fahrer entlastet.
Ungleiche Belastung – Kleine und mittlere Versender geraten durch neue Vorschriften ins Hintertreffen
Durch die kleinere Stückelung der Pakete profitieren Frachtführer, da die Zustellung in Paketshops künftig weniger durch Gewicht und Größe limitiert sein könnte, was eine höhere Paketabwicklung ermöglicht. Auch Packstationen profitieren, obwohl hier die Größe entscheidend bleibt. Beide Zustellalternativen werden europaweit gefördert, um die Kosten auf der letzten Meile zu senken und die Effizienz zu steigern. In Deutschland gewinnt dieses Thema an Bedeutung, da die Ersparnis bei den Versandkosten in Verbindung mit der out-of-Home-Zustellung deutlicher wird.
Die erforderlichen Investitionen und Prozessanpassungen belasten vor allem kleinere und mittlere Versender stärker als Großversender, die oft über die nötige Infrastruktur und Automatisierungsgrad verfügen, wodurch ihre Wettbewerbsposition gestärkt wird. Unternehmen wie Amazon profitieren überdurchschnittlich. Zudem stehen Transportdienstleister vor Herausforderungen, da auch internationale Pakete entsprechend gekennzeichnet werden müssen, was eine eigenverantwortliche Prüfung und Kennzeichnung durch die Dienstleister erforderlich macht.
Ungleichheit bei den Vorschriften: Abholung und Umschlag bleiben unzureichend geregelt
Interessanterweise beziehen sich die Regelungen des § 73 ausdrücklich nur auf die Zustellung. Bei der Abholung sind die Kennzeichnung und/oder der Einsatz von technischen Hilfsmitteln weder erwähnt noch vorgeschrieben. Somit sind die abholenden Fahrer nicht geschützt und werden schlechter gestellt. Dies gilt auch für die Umschlagszentren, in denen die Mitarbeiter alle Pakete gleichermaßen umschlagen müssen. In Skandinavien ist man hier schon weiter: Für Pakete mit einem Gewicht über 20 kg sind Ent- und Beladehilfen seit Jahren vorgeschrieben.
Die Novellierung des Postgesetzes verbessert die Arbeitsbedingungen der Zusteller durch strengere Kennzeichnung und Zustellvorschriften für schwere Pakete. Dies erfordert jedoch erhebliche Investitionen und organisatorische Anpassungen, die vor allem kleinere Versender belasten. Während die Maßnahmen die Sicherheit der Zusteller erhöhen, führen sie auch zu höheren Kosten und komplexeren Versandprozessen. Langfristig bleibt abzuwarten, wie die Branche diese Herausforderungen meistert und welche Auswirkungen dies auf die Wettbewerbsfähigkeit hat.
Wende in der Transportbranche: Gesetzesänderung bringt Verbesserungen und Herausforderungen für Versender
Die Novellierung des Postgesetzes bringt erhebliche Veränderungen für die Transportbranche und Versender mit sich, indem sie die Kennzeichnung und Zustellung schwerer Pakete regelt, um die Arbeitsbedingungen der Zusteller zu verbessern. Diese neuen Regelungen erfordern bedeutende Investitionen in technische Hilfsmittel und Prozessanpassungen, was insbesondere kleinere und mittlere Versender belastet. Obwohl Maßnahmen wie Ent- und Beladehilfen sowie die Zustellung durch zwei Personen die Sicherheit der Zusteller erhöhen, führen sie auch zu zusätzlichen Kosten und organisatorischen Herausforderungen. Die präzise Erfassung des Versandgewichts und die erforderliche Kennzeichnung werden den Versandprozess komplexer und teurer gestalten. Insgesamt ist die Gesetzesänderung ein wichtiger Schritt in Richtung besserer Arbeitsbedingungen, bringt jedoch signifikante betriebliche und finanzielle Herausforderungen mit sich, deren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche abzuwarten bleiben.
Unsere Lösungen für die Herausforderungen des neuen Postgesetz
Um die Herausforderungen, die sich aus den Änderungen des Postgesetzes ergeben, effektiv zu meistern, bieten wir Ihnen verschiedene Lösungen an, die Unternehmen dabei unterstützen, bessere Daten zu ermitteln und den Versandprozess zu optimieren. Weitere Informationen zu den Gesetzesänderungen finden Sie in unserem Wiki-Eintrag.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen Möglichkeiten auf, die Sie bei der Optimierung Ihrer Prozesse mit Hinblick auf die Gesetzesänderung zukünftig unterstützen und Kosten einsparen können:
- Erweiterte Schnittstellen: Unsere Versandlösung ermöglichen die Übertragung von errechneten Versandgewichten über die Schnittstelle, vorausgesetzt, die Stammdaten stimmen. Dies fördert die Standardisierung von Kartons und Kartongrößen, was die Effizienz im Versandprozess steigert.
- Waagen und Durchlaufwaagen: Mit präzisen Waagen können Gewichte genau ermittelt werden, wodurch zusätzliche Kosten aufgrund ungenauer Gewichtsermittlungen vermieden werden. Diese Geräte sind essenziell, um sicherzustellen, dass Ihre Pakete korrekt gekennzeichnet sind.
- Volumenmesssysteme: Unsere Frachtvermessungs- und Volumenerfassungssysteme spielen eine zentrale Rolle bei der Einhaltung der neuen gesetzlichen Vorgaben, indem sie präzise Abmessungen für Sendungen im Express- und Luftfrachtbereich bereitstellen. Mithilfe des ProductCube, palletcube und cartoncube werden die Dimensionsdaten von Paketen, Paletten und Artikeln einfach und schnell erfasst. Die ermittelten Daten werden via Schnittstellen in die Vorsysteme (ERP/LVS/WMS) oder direkt in ein Versandsystem übertragen. So können zusätzliche Kosten durch fehlerhafte Gewichtsermittlungen vermieden werden.
Adam Witalla
Sales- und Projektmanager bei Heidler Strichcode
Bringt über 15 Jahre Erfahrung in der Versand- und Logistikbranche mit. In seiner vorherigen Rolle bei DPD Deutschland erwarb er umfassende Kenntnisse im nationalen und internationalen Paket- und Expressversand, insbesondere für Mittel- und Vielversender. Adams Expertise in Beratung und Vertrieb sowie sein tiefes Verständnis für die Herausforderungen der Branche machen ihn zu einem gefragten Experten, der Unternehmen bei der Implementierung effizienter Versandlösungen unterstützt und ihre Prozesse optimiert.